Wildbienenhotels bauen- aber richtig

Insektenhotel – richtig gebaut

Leider gehören die meisten Insektenhotels, die es zu kaufen gibt, in die Kategorie „gut gemeint“ aber nicht gut gemacht.
Zudem kursieren viele Anleitungen zum selbst bauen, die unsinnige Materialien und Techniken enthalten.
Es ist schade um das Material und eine Enttäuschung für Menschen, die sich
viel Mühe machen, wenn diese Teile von den - klugen - Insekten nicht
besiedelt werden.


Doch auch das beste Hotel nützt nichts ohne Restaurant- eine abwechslungs- und blütenreiche Umgebung ist zur Ansiedlung von Wildbienen unbedingt nötig.

Der Großteil der über 500 verschiedenen in Deutschland vorkommenden Wildbienenarten- nicht zu verwechseln mit Honigbienen, die Betreuung durch einen Imker brauchen- brütet im Boden. Ihnen kann man leicht durch offene Bodenstellen oder lehmige Abbruchkanten am Hang oder Wegesrand einen geeigneten Nistraum zur Verfügung stellen.

Andere Wildbienen Arten brüten in hohlen Stängel, Röhrchen und Löchern im Holz. Ihnen helfen die angebotenen Nisthilfen und es ist eine große Freude, den regen Flugverkehr im Insektenhotel zu beobachten!
Übrigens: vor Stichen braucht man auch in nächster Nähe keine Angst zu haben, Wildbienen haben kein Verteidigungsverhalten wie Honigbienen und ihr Stachel kann die menschliche Haut nicht durchdringen!

Wir haben eine kurze Übersicht zusammengestellt, worauf es beim Bau zu achten gilt:


Material Holz:
abgelagerte Stücke von Laubbäumen. (Nadelholz, z.B. Fichte, Tanne, quillt bei Feuchtigkeit auf, sodass im Inneren der Bohrlöcher Fasern aufstehen, an denen sich die Wildbienen verletzen können. Außerdem sondern sie noch Harz ab, was die Löcher verstopfen und verkleben würde).

Bohrlöcher:
ins Längsholz, d.h. wo sich die Rinde befindet. (Im Hirnholz = Schnittfläche, wo die Ringe zu sehen sind, bilden sich meist Risse, durch die Feuchtigkeit eindringt und die Eier/Larven der Wildbienen verschimmeln oder verpilzen lässt).
Bohrungen zwischen 3 und 8 mm für verschiedene Wildbienenarten, ca. 10-14 cm tief. Der Abstand zwischen den Bohrlöchern sollte ca. 1-2 cm bei den großen (8 mm) Löchern betragen.
Die Bohrungen müssen sehr sauber ausgeführt werden, vor allem vorne an den Bohrlöchern. Splitter würden die zarten Flügel der Insekten verletzen, denn sie krabbeln sowohl vorwärts als auch rückwärts ins Bohrloch. Verfranste Böhrlöcher werden erst gar nicht angenommen.
Auch innen müssen die Bohrlöcher glatt sein, das Sägemehl komplett ausklopfen.

Material Ziegel:
Es eignen sich nur die flachen Strangfalz-Ziegel, die runde Löcher haben. Hohlloch-Ziegel mit flachen und oder länglichen Löchern, werden nicht angenommen. Man kann sie allenfalls benutzen, indem man innen sauber geglättete Stängel, z.B. von Bambus, Schilf oder spezielle Papp-Röhrchen in die Löcher steckt.
Nicht geeignet sind Lehmziegel - sie sind zu hart - oder solche aus Gips, die Feuchtigkeit anziehen, was zum Verschimmeln der Brut führen würde.

Rückwände:
Alle Bohrlöcher müssen eine „Rückwand“ haben, also hinten geschlossene Röhren sein.


Material Röhrchen:
Es können kurz geschnittene Bambushalme angeboten werden, sie haben meist durch die Knoten schon eingebaute „Rückwände“, an denen man sie kürzen kann. Diese kann man einfach gebündelt aufhängen oder wenn man mit Kindern bastelt, sie in bemalte Dosen stecken. Statt Bambus lassen sich in Dosen oder Röhren gesteckte Papiertrinkhalme verwenden, die es in verschiedenen Durchmessern zu kaufen gibt (3mm, 6mm und 9mm).
Wenn sich beim Gehölz- und Staudenschnitt markhaltige oder hohle Stängel finden, diese bitte nicht schreddern oder im Kompost versenken, sie kann man auch gebündelt aufhängen oder senkrecht neben den Kompost stellen. So können sie noch bezogen werden und es werden eventuelle bereits vorhandene Bewohner geschont.


Ungeeignetes Material für Insektenhotels:
Bitte nicht verwenden: Kiefern- oder Fichtenzapfen, Rindenstücke, Holzspäne, Stroh, Gras, weil sich dort Ohrwürmer und andere Insektenräuber einnisten, die die Bienenbrut fressen oder den Nektar und Pollen für die Bienenlarven stehlen.

Standort
Mindestens 0,5 m hoch über dem Erdboden, überdacht, nach Süden oder Südwesten ausgerichtet, sonnig, regen- und windgeschützt .

Sonstiges:
Insektenhotels sind dann sinnvoll, wenn in der Nähe auch Blühpflanzen stehen, in denen die Wildbienen Nektar und Pollen (für ihre Eier bzw. Larven) finden, die in die Brutröhren gebracht werden. Dort legen sie hintereinander mehrere Kammern an, in die sie neben der Mischung aus Pollen und Nektar je ein Ei legen. Sobald aus ihm die Larve schlüpft, ernährt sie sich von dem Nahrungsvorrat, und kommt erst im nächsten Frühjahr als Biene heraus.
Nach einer Zwischenwand bauen die Bienen die nächste Kammer. Die vorderste Kammer lassen sie meist leer, weil Vögel oft versuchen, die Eier/Larven aus den Röhren zu picken.
Wasser/ feuchte Erde in der Nähe des Insektenhotels ist als Material nötig, um die Brutlöcher vorne zu verschließen.

Anita Schubert, Bornich



Weitere Infos zum Thema:

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Wildbienen Berlin - Insektenhotel und Wildbienenhotel

NABU - Insektenhotels - lieber "gut gemacht" statt "gut gemeint"

Video - Bienen- (Insekten) Hotel/Nisthilfen: 10 häufige Fehlerquellen



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