Zecken und /oder Grasmilben im Garten

Der Klimawandel mit im Durchschnitt wärmeren Temperaturen begünstigt viele Arten. Leider auch solche, die uns äußerst unangenehm sind. Dazu zählen auch zwei Vertreter der Spinnentiere: Zecken (Ixodes ricinus) und Grasmilben (Neotrombicula autumnalis). Diese winzigen Tierchen schädigen keine Pflanzen, sondern lauern auf Warmblüter und saugen deren Blut bzw. Zellsaft und Lymphflüssigkeit. Dabei haben sie es in erster Linie auf Kleinsäuger wie Mäuse abgesehen, doch auch Katzen, Hunde oder Menschen können gebissen werden. Zecken können für Menschen gefährliche Krankheiten wie Borreliose und FSME übertragen, Grasmilben hinterlassen heftig juckende Pusteln. Verständlich, dass man beide nicht im Garten haben möchte. Dabei sollte man nicht voreilig alles, was klein ist und 8 Beine hat, für einen Vertreter einer dieser beiden Gruppen halten, denn es gibt im Garten weitere Milbenarten, die harmlos bzw. sogar nützlich sind. So ist z.B. die roten Samtmilbe (Trombidium holosericeum) zwar auffällig, wenn sie über helle Terrassenplatten läuft, jedoch ein Nützling. Als Raubmilbe ernährt sie sich vornehmlich von Insekten und deren Eiern.

Auch wenn Zecken und Grasmilben zur gleichen Familie gehören und Blut zu ihrer Entwicklung brauchen, haben sie doch unterschiedliche Lebensbereiche.

Wo und wie leben Zecken?

Zecken bevorzugen eine feuchte und warme Umgebung. Schattige Plätze mit Gras, krautigen Pflanzen und Unterholz, wie man es an Waldrändern oder Waldlichtungen findet, bieten beste Bedingungen. Auch Laub oder Moos bieten einen Lebensraum, der sie gut vor Austrocknung schützt. Eine Luftfeuchtigkeit von über 80 % ist für sie optimal, was besonders nach sommerlichen Regenperioden bzw. Wetterlagen mit Schauern und/oder Gewittern der Fall ist. Liegen dann die Temperaturen im Bereich von 14-23 °C, sind sie besonders aktiv. Bei ihrer Entwicklung durchlaufen die Zecken 3 Entwicklungsstadien mit jeweils einer Häutung und einer vorherigen „Blutmahlzeit“. Ein Lebenszyklus kann, je nach äußeren Bedingungen, ca. ein halbes Jahr oder auch bis zu 10 Jahren dauern. Danach legt ein Weibchen bis zu 3000 Eier am Boden ab. Daraus schlüpfen ca. 0,5 mm große, 6-beinige Larven. Sie krabbeln an den Pflanzen bis zu 50 cm hoch. Nach einer Blutmahlzeit kann sich das Nymphenstadium entwickeln. Sie haben jetzt bereits 8 Beine und sind etwa 1,5 mm groß. Auch dieses Stadium wird mit einer Blutaufnahme und Häutung beendet und es entstehen die 3-4 mm großen erwachsen Tiere. Sie finden sich in einer Höhe von bis zu 1,5 m, wo sie wiederum auf einen Wirt warten müssen, bevor sie sich fortpflanzen können

Bieten Gärten ein geeignetes Habitat, können sich auch dort Zecken ansiedeln, wenn sie durch Wirtstiere eingeschleppt werden. Sonnige freie Flächen mit niedrigem Bewuchs werden dagegen nicht besiedelt. Dies ist allerdings der bevorzugte Lebensraum der Grasmilben.

Wo und wie leben Grasmilben?

Herbst-, Gras-, Herbstgras-, Ernte- oder Heumilbe sind einige der deutschen Namen der Neotrombicula autumnalis. Die Bisse dieser Tierchen können beim Menschen einen starken Juckreiz auslösen und Hautekzeme verursachen.

Grasmilben sind wärmeliebend. Dank der Klimaerwärmung kommen sie aber inzwischen in ganz Mitteleuropa vor. Der länglich-runde Körper ist orange- bis braunrot gefärbt. Trockene, sonnige Rasen- und Wiesenflächen sind ihr Lebensraum. Bei starkem Regen und Frost können sie sich aber in den Boden zurückziehen und so die für sie ungünstigen Bedingungen überstehen. Die erwachsenen Grasmilben treten schon ab April auf, ernähren sich allerdings nur von Pflanzensaft und fallen daher nicht auf. Sie leben vorwiegend in der oberen Erdschicht und am Stängelgrund der Gräser und Moose.

Ab Juni/Juli können sie sich unangenehm bemerkbar machen, denn dann schlüpfen die Larven. Sie sind oval, meist blass orange und nur 0,2 bis 0,3 Millimeter groß. Bei warmem Wetter klettern sie sofort nach dem Schlüpfen in die Spitzen der Grashalme. Dort warten sie darauf, dass sie ein Wirt – Tier oder Mensch – beim Vorbeilaufen vom Grashalm abstreift. Auf dem Wirt wandern sie an den Beinen hoch, zu Stellen mit möglichst dünner, feuchter Haut. Bei Haustieren findet man die Bissstellen vor allem an den Pfoten, Ohren, Hals und der Schwanzwurzel. Bei Menschen sind meist die Knöchel, Kniekehlen, die Lendengegend und manchmal auch die Achselhöhlen betroffen. Das Speichelsekret, das beim Biss in die Wunde gelangt, verursacht innerhalb von 24 Stunden rote Pusteln, die stark jucken, was in der Regel über eine Woche lang anhält. Verschlimmert wird dies durch Kratzen, da dann Sekundärinfektionen auftreten können. Um dies zu vermeiden, sollte man die Bisse mit Alkohol abtupfen, ggf. kühlen oder juckreizstillendes Gel auftragen.

Um festzustellen ob bzw. wo sich im Garten Grasmilben befinden, kann man an einem sonnigen, trockenen Sommertag ein weißes Tuch über die „verdächtigen“ Stellen ziehen oder ein weißes Blatt Papier auf dem Rasen auslegen. Die helle, reflektierende Oberfläche lockt die Tiere an und man kann die rötlichen Milben gut auf dieser Unterlage erkennen.

Die Grasmilben reisen „Huckepack“ mit ihren Wirten, werden also durch befallene Haus- oder Wildtiere eingeschleppt, können aber auch mit Mutterboden-Lieferungen in den Garten kommen, da sie zeitweise auch im Boden leben.

Was kann man gegen Zecken und Grasmilben tun?

Grundsätzlich sollte man sich klar machen, dass beide zur heimischen Fauna gehören und wir uns mit ihnen – ob es uns passt oder nicht – arrangieren müssen. Zudem gibt es witterungsbedingt immer wieder Jahre, in denen sie stärker oder schwächer, früher oder später auftreten. Auch unser Verhalten beeinflusst die subjektive Wahrnehmung: Wenn wir uns vermehrt draußen an Orten aufhalten, die Lebensraum für Zecken oder Grasmilben sind, steigt auch die Wahrscheinlichkeit, mit ihnen in Kontakt zu kommen. Dann sind es also auch rein gefühlt „mehr“.

Das erste Mittel der Wahl ist daher Eigenschutz: Nicht mit nackten Füßen oder Beinen über evtl. von Grasmilben besiedelte Grasflächen gehen! Bei Gartenarbeiten bieten langärmlige Oberteile, lange Hosen und geschlossenes Schuhwerk einen gewissen Schutz. Steckt man die Hosenbeine in die Socken, gelangen die Tierchen nicht direkt an die Beine! Zusätzlich kann man sich mit Zeckensprays einsprühen, deren Geruch Zecken und Grasmilben abschrecken soll. Auch für Haustiere werden Zeckensprays und –halsbänder angeboten. Nach dem Aufenthalt in zecken- oder grasmilbenverdächtigen Bereichen sollte man sich duschen und dabei nach den Plagegeistern absuchen.

Der oft gehörte Rat, den Garten so zu gestalten, dass er keinen geeigneten Lebensraum für Zecken bzw. Grasmilben mehr bietet, ist in der Praxis nicht umsetzbar. Entfernt man alle Gehölze sowie schattenspende Stauden und legt dagegen eine kurzgeschorene Rasenfläche in praller Sonne an, vernichtet man nicht nur Lebensraum vieler Tiere, sondern schafft beste Bedingungen für die Grasmilbe! Versucht man dagegen alle sonnigen Rasenflächen zu beschatten und ständig feucht zu halten, mag das zwar die Grasmilbe zurückdrängen, begünstigt aber womöglich das Zeckenaufkommen. Hier ist eher Mittelmaß gefragt. Ein Auslichten von Hecken und Sträucherbeeten fördert ein schnelleres Abtrocknen. Damit wird es nicht nur weniger attraktiv für Zecken sondern vermindert auch Pilzerkrankungen an Pflanzen. Werden sonnige Rasenflächen, die von Grasmilben besiedelt sind, als Spielfläche genutzt, kann man sie kurz vor Betreten bewässern. Das Wasser spült dann die Milben von den Grasspitzen und die Gefahr ist für den Augenblick gebannt – bis sie die trockenen Halme wieder hinaufgeklettert sind. Ein schattenspendender Baum verbessert hier langfristig das Kleinklima, ohne die Zeckengefahr zu erhöhen.

Um der Plage im eigenen Garten vorzubeugen bzw. sie in den Griff zu bekommen, ist es wichtig, dass die potentiellen Wirte nicht überhand nehmen. Und dies sind in erster Linie die Mäuse! Tierfutter, das offen herumliegt lockt sie an. Daher Vogelfutter, das unter dem Futterhäuschen liegt, regelmäßig entfernen. Nimmt die Population z.B. durch trockene Jahre mit warmen Wintern stark zu, sollte man sie bekämpfen. Streunt Nachbars Katze (oder die eigene) durch den Garten, haben Sie hier eine wirksame „biologische Waffe“. Ansonsten bleiben Mausefallen und spezielle Mäuseköder aus dem Fachhandel. Ein ähnlicher Ansatz wie das Zeckenhalsband für Haustiere gibt es auch für Mäuse: Die Zeckenrollen. Es handelt sich dabei um mit Baumwolle gefüllte Pappkartonrollen. Die mit einem zeckentötenden Wirkstoff getränkte Baumwolle wird von den kleinen Nagern als Nistmaterial ins Nest geschleppt. Dort verteilt sich der Wirkstoff im Fell der Mäuse. Zecken, die die Mäuse befallen, sterben ab. Nachteil: Andere Zeckenwirte werden davon nicht angesprochen.

Sollten Mittel zur direkten Bekämpfung eingesetzt werden?

Auf dem Markt gibt es Mittel mit dem Wirkstoff Pyrethrum, die gegen Zecken und Grasmilben wirken. Leider wirken sie nicht nur auf die Zielorganismen, sondern sind auch giftig für alle Insektenarten, auch für Nützlinge, wenn diese direkt getroffen werden. Pyrethrum ist zudem giftig für Algen, Fische und Fischnährtiere. Außerdem lässt seine Wirkung bei Hitze schnell nach: Die Temperatur sollte bei der Ausbringung zwischen 12 °C und 25 °C liegen, darüber verliert es schnell seine Wirksamkeit. Und die hat es auch nur, wenn die Milben oder Zecken direkt getroffen werden! Aber auch dann fallen sie nicht sofort tot um. Bis zu ihrem Tod kann es bis zu 24 Stunden dauern. Auch bei Wiederholung der Spritzung wird kein vollständig zecken- bzw. grasmilbenfreier Garten erreicht werden. Denn es ist unmöglich, alle diese Tierchen in ihren Verstecken direkt zu treffen und auch Wild- und Haustiere können jederzeit wieder neue einschleppen. Vor einem Einsatz sollten daher der Schaden (an Nützlingen), die Kosten und der zu erwartende Nutzen gegeneinander abgewogen werden. In Einzelfällen mag es dann sinnvoll sein, sie auf Teilflächen (z.B. den Rasen um den Sandkasten) einzusetzen, Wunder darf man allerdings nicht erwarten.

Fazit: Sowohl gegen Zecken als auch Grasmilben im Garten gibt es nicht die eine schnelle und dauerhafte Lösung. Tritt eine dieser Plagen oder sogar beide zusammen auf, gilt es, viele verschiedene Maßnahmen zusammen zu ergreifen. Allein mit der „Spritze“ sind Zecken und Grasmilben nicht in den Griff zu bekommen.



Gartenakademie@dlr.rlp.de     www.Gartenakademie.rlp.de