Der naturnahe Gartenteich

Wasser im Garten ist eines der schönsten Gestaltungselemente. Wie herrlich ist es, wenn ein kühles Lüftchen über die Wasseroberfläche geht, wenn man an einem heißen Sommertag im Schatten sitzen und die Füße ins Wasser halten kann. Wenn dazu noch Frösche quaken, Wasserläufer unterwegs sind und Libellen durch die Luft flitzen, kommt das Urlaubsfeeling und die Feierabendentspannung von ganz alleine.

Gerade in Zeiten von Klimakrise und Artenschwund erfüllen Gartenteiche wichtige ökologische und mikroklimatische Funktionen. Mit der richtigen Anlage kann jeder Teich oder Wasserstelle im Garten zu einem Magnet für biologische Vielfalt werden. Je lebendiger der Teich, umso höher ist die Aufenthaltsqualität für uns!

In früheren Zeiten gab es in Deutschland wesentlich mehr kleine und große Teiche und Tümpel, sowie unbegradigte Bäche und Flüsse. Sie alle zusammen bildeten ein wichtiges Biotopnetz für viele verschiedene heimische Tier- und Pflanzenarten. Heute sind Gärten zu Oasen für viele Tiere und Pflanzen geworden, die in der freien Landschaft oder auf versiegelten Flächen keine Heimat mehr finden. Amphibien wie Frösche und Kröten, auch Molche und Lurche brauchen zur Brutzeit Wasser, ebenso viele Insektenarten. Trinkwasserstellen für Kleintiere und Vögel sind rar geworden, ebenso wie schlammige Uferbereiche, in denen sich Schwalben, doch auch Mauerbienen und Grabwespen mit Lehmklümpchen zum Nestbau versorgen können.

Die Möglichkeiten der Teichanlage sind so unterschiedlich wie die Gärten selbst, und für jeden Garten findet sich der passende Teich. Das kann vom großen Schwimmteich bis zum Mini-Teich im Wasserfass reichen. Es ist immer wieder faszinierend zu sehen, wie schnell selbst ein kleines Angebot angenommen wird und sich die Vielfalt ganz von selbst einstellt.

Der wichtigste Unterschied zwischen einem Naturteich und einem Zierteich liegt wohl darin, dass der Naturteich einen direkten Bezug zur Umgebung hat und die umgebende Flora und Fauna mit einbezieht. Natürliche Prozesse werden zugelassen und die Sedimente nicht entfernt.

Die Wahl des Standortes

Die erste große Frage bei der Anlage eines Gewässers stellt sich bei der Wahl des Standortes, denn die ist später nicht mehr rückgängig zu machen. Um den Teich selbst am meisten genießen zu könne, sollte es ein Ort im Garten sein, an dem wir uns gerne aufhalten, oder direkt an den Sitzplatz oder die Terrasse angrenzen. Bei Hanglagen empfiehlt sich die tiefste Stelle des Grundstücks, um den Wasserzulauf zu erleichtern. Es sollte kein total exponierter Ort sein, sondern idealerweise schon Rückzugs- und Zuwanderungsmöglichkeiten für Tiere bieten. Wenn große Bäume in der Nähe stehen, haben wir zwar Schatten und Kühlung, doch besteht auch die Gefahr von Laubeinträgen im Herbst. Ausläufertreibende Gehölze und Bambus in der Nähe sind zu vermeiden!

Anlage in verschiedenen Varianten

Die gängigste Variante für kleinere Teiche ist der Schalenteich. Hier sind praktischerweise die Wassertiefezonen vorgegeben, was jedoch vorher einen exakten Aushub notwendig macht.

Um den Rand zu verstecken braucht es etwas Geschick, doch dann hat man keine Probleme mit einem „Dochteffekt“, wenn Wasser und Erdreich aufeinander treffen. Die Schalenteiche sind robust und lange haltbar.

Möchte man sich nicht an eine vorgegebene Form und Größe halten, sondern seinen Teich mit individueller Größe, Tiefe und Form anlegen, empfiehlt sich ein Folienteich. Hier kann man sich nach Lust und Laune austoben, die Folien sind relativ günstig erwerben. Es lässt sich ein großer, flacher Uferbereich anlegen, der als Trink- und Badestelle für Vögel und Kleinsäuger dient und den Teichbewohnern und Gästen den Ein- und Ausstieg erleichtert. Doch Vorsicht beim Verlegen, die Folien sind empfindlicher für Beschädigungen als die festen Schalen. Nicht nur bei steinigem Untergrund empfiehlt sich ein dicke Schicht Sand und ein Vlies als Schutz unter der Folie.

Bewohner und Gäste am und im Teich

Damit der Teich zu einem Biodiversitäts-Magnet werden kann, ist es wichtig, Lebensräume außerhalb des Wassers bereit zu stellen. Wenn die Umgebung schon Blütenvielfalt und üppige Vegetation bereit hält, können Tiere aus der Näher leichter einwandern.

Zu einem naturnahen Teich gehört auch ein naturnaher Garten mit vielen Pflanzen, die Blüten und Früchte tragen, sowie Lebensräume in Mauerfugen, Kompost, Totholz und Laubhaufen.

Fische? Lieber nicht! Stechmücken? Auch nicht!

Die Haltung von Fischen lässt sich mit einem naturnahen Gartenteich grundsätzlich nicht vereinbaren. Die Fische, egal ob Koi, Goldfisch oder heimische Arten wie z.B. Orfen, fressen unsere erwünschten Teichgäste oder aber ihre Eier und Larven.

Durch eine Fütterung lassen sie sich nicht davon abhalten, jedoch führt jede Fütterung zu zusätzlichen Ausscheidungen. Fischkot ist ein prima Dünger-vor allem für Algen! Je mehr Nährstoffe im Wasser sind, umso üppiger wachsen auch die Algen und anderen Wasserpflanzen, die entfernt werden müssen, bevor sie selbst verrotten und zu noch mehr Nährstoffen und Schlamm im Teich führen. Also lieber Finger weg von Fischen, auch wenn sie noch so hübsch sind.

Aber halten Fische denn nicht die Stechmückenlarven in Schach? Das könnten sie schon, doch trotzdem ist der angerichtete Schaden noch größer als ein eventueller Nutzen.

Stechmückenlarven treten hauptsächlich in überdüngten und gestörten Teich-Ökosystemen auf. Sie sind jedoch die Nahrungsgrundlagen für viele Teichbewohner wie Wasserwanzen, Käfer und Libellenlarven.

Sieht man sie schon durchs Wasser zucken, kann es helfen, Wasser mit Kleinlebewesen aus einem funktionierendem Teich dazu zu geben, um das Gleichgewicht zu regulieren.

Oft kommen die Stechmücken gar nicht aus dem zu Unrecht verdächtigtem Gartenteich, sondern aus herum stehenden Eimern und Wasserfässern. Daher sollte regelmäßig im Garten kontrolliert werden, dass sich keine zufälligen Wasserpfützen in Gefäßen bilden, denn dort haben die Stechmückenlarven keinen natürlichen Feinde!

Welche Pflanze wohin?

Für jede Wasserzone gibt es zahlreiche für Mensch und Tier attraktive Pflanzen. Die Beste Pflanzzeit ist ab April oder Mai, wenn sich das Wasser erwärmt hat.

Die Sumpf- und Flachwasserzone kann man z.B mit Hechtkraut, Tannenwedel und Blumenbinse gestalten. Bei Kleinen Teichen setzt man sie am Besten in Pflanzkörbe, um ihre Ausbreitung besser im Griff zu haben.

Unterwasserpflanzen wie Hornkraut, Nadelsimse und Wasserschlauch verbessern die Wasserqualität, in dem sie Nährstoffe und so den Algen die Nahrungsgrundlage entziehen und für eine gute Sauerstoffzufuhr sorgen.

Auch mit einem kleinen Teich braucht man nicht auf Seerosen zu verzichten, es gibt Sorten in allen Farben von weiß über rosa, gelb und rot für alle Wassertiefen von 30 bis 100 cm!

Pflege im Jahreslauf

Im Spätsommer kann man die Unterwasserpflanzen stark zurückschneiden. Die Grünmasse, in der die Nährstoffe festgelegt sind, wird entfernt und so die Nährstoffe dem System entzogen.

Im Herbst können wir faulende Pflanzenteile, vor allem im Uferbereich entfernen.

Abgestorbene Gräser können über den Winter stehen bleiben. Zum einen wirken sie attraktiv und natürlich, zum Anderen sind diese wichtig für den Teich, da durch die Halme ein Gasaustausch zwischen Wasser und Luft stattfinden kann. Ein Rückschnitt sollte dann im Frühjahr erfolgen.

Im Naturteich werden technische Geräte wie Filter oder Schlammsauger nicht benötigt, in ihnen gehen zu viele Kleinlebewesen zugrunde!

Der Teich im Winter

Im Winter sind kaum Pflegearbeiten erforderlich, der Teich und seine Bewohner sind in der Winterruhe und möchten nicht gestört werden.

Teiche, die eine Wassertiefe von mindestens 80cm haben, frieren nicht bis zum Boden durch und ermöglichen so vielen Tieren eine Überwinterung. Niemals darf man Löcher in die Eisdecke schlagen, das kann zu tödlichen Verletzungen bei Tieren führen und ist für die Sauerstoffversorgung nicht notwendig! Luftaustausch kann durch Gras- und Bambusbündel oder einen Eisfreihalter aus Styropor gesichert werden.

Algen

Algen gehören in jedes natürliche Gewässer, einige Arten (v.a. bestimmte Fadenalgenarten) sind ein Anzeiger für eine ausgezeichnete Wasserqualität, auch wenn sie ästhetisch nicht immer besonders ansprechend sind. In einem Gewässer erfüllen Algen viele wichtige Aufgaben: Photosysnthese, dadurch also Sauerstoffproduktion und sind Nahrungsgrundlage für zahlreiche tierische Lebewesen z.B. Zooplankton.

Auftretende Fadenalgennester sollten entfernt werden. Dadurch werden die Nährstoffe, die in der Grünmasse der Algen festgelegt sind, dem Teich dauerhaft entzogen.

Ursache für übermäßige Algenbildung ist in jedem Falle ein Nährstoffüberschuss , d.h. es werden mehr Nährstoffe eingetragen als verbraucht werden können.

Dieser Eintrag kann erfolgen durch:

- Laub- oder Blütenfall

- Oberflächenwasser oder Regen schwämmen Nährstoffe aus dem Boden ein

- Fischbesatz, vielleicht sogar mit Fütterung

- Zu wenig Nährstoffkonsumenten (z.B. Unterwasserpflanzen)

- nährstoffhaltige Baumaterialien oder Pflanzubstrate,

- ungeeignetes Füll -/ Nachfüllwasser)

Maßnahmen:

- Fadenalgen entfernen

- Unterwasserpflanzen nachsetzen (Nährstoffkonkurrenz)

- Pflanzenschnitt (Nährstoffentzug durch Entfernen von Biomasse)

- Durchführen einer Wasseranalyse, dadurch kann die Ursache erkannt werden

Vermutlich wird sich das Teichwasser kurz nach der Befüllung grün färben und recht unappetitlich aussehen. Dieser Zustand legt sich aber nach einigen Wochen wieder, wenn die Wasserpflanzen anfangen zu gedeihen und die Nährstoffe aus dem Wasser verbrauchen.

Im Frühjahr, wenn es anfängt warm zu werden, gibt es in jedem natürlichen Gewässer eine Algenblüte. Sobald die Bepflanzung nach dem Winter wieder aktiv wird, werden dadurch Nährstoffe konsumiert und das Wasser wird wieder klar.

Wenn möglich, sollte immer Regenwasser statt Leitungswasser verwendet werden, es hat normalerweise den richtigen Härtegrad und pH- Wert und ist frei von Nährstoffen, kostenlos erhältlich und ressourcenschonend!

Wie bei vielen Projekten braucht der Teich, ebenso wie der Garten, Zeit und Geduld. Die Zuwendung, die man ihm schenkt, bekommt man durch ein Vielfaches an wunderbaren Erlebnissen und Erkenntnissen zurück!



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