Ziergarten im Januar

Der Ziergarten im Januar


Im Januar hat der Winter den Garten noch fest im Griff, und auch ungeduldige GärtnerInnen müssen sich noch ein wenig darin üben, die juckenden grünen Daumen still zu halten. Trotz Kälte, Nässe oder sogar Eis und Schnee werden die Tage schon merklich länger, und wenn die Sonne scheint, wirkt es manchmal schon trügerisch frühlingshaft und man möchte am liebsten sofort im Garten loslegen.
Auch wenn es für „richtige“ Gartenarbeiten noch zu früh ist, gibt es doch schon einiges zu tun, gerade wenn wir alle zurzeit wieder mehr zuhause sind als uns lieb ist.

Recycling und Reparaturen
Wer seinen Christbaum noch nicht entsorgt hat (oder die Abholung verpasst hat), kann ihn noch im Garten recyclen und der Natur etwas Gutes tun. Die abgeschnittenen Zweige dienen als Schattierung und Winterschutz für Rosen und empfindliche Immmergrüne. Noch besser bündelt man sie und stellt sie im Hintergrund der Beete oder um den Komposthaufen herum auf, wo sie vielen Nützlingen ein Zuhause bieten. Den Stamm kann man zersägen und als Grundlage für einen Totholzstapel verwenden. Alternativ an trockener Stelle gelagert, warten die Stammstücke auf’s Osterfeuer!
Diese Jahreszeit eignet sich vorzüglich für Reparaturarbeiten aller Art. Überprüfen Sie Ihre Zaunpfähle und Holzzäune, hier können zerbrochene oder verfaulte Teile ersetzt werden, solange man noch gut dran kommt. Man könnte natürlich auch die ganze Zaunanlage mal kritisch betrachten: Ist sie überhaupt notwendig, oder wäre es nicht vielleicht schön, den starren Zaun durch eine natürliche, blühende und fruchtende oder immergrüne Hecke zu ersetzen? Die Hecke ist ja bekanntlich der schönste Zaun, und der Zeitpunkt bietet sich an, Überholtes und nicht unbedingt Benötigtes durch etwas Neues zu ersetzen.

Werkzeugpflege
Ebenso kritisch können wir unsere Werkzeuge betrachten, was gibt es hier zu schleifen, zu reparieren oder zu ersetzen?
Gartenarbeit macht mit gut funktionierenden Werkzeugen doppelt so viel Spaß!
Alle Metallteile sollten frei von Erdresten ins Winterquartier gehen, sie können nun mit Metallpflegeöl eingerieben werden. Es lohnt sich, z.B. das Spatenblatt zu schärfen.
Die Holzstiele der Gartengeräte können mit Schleifpapier geglättet und gesäubert werden und liegen nach einer Behandlung mit z.B. Leinöl viel besser in der Hand.

Bis man wirklich schneiden kann, vertreibt man sich die Zeit damit, die Gartenschere auseinander zu bauen, zu schleifen und ölen und wieder zusammen zu setzen. Stumpfe Klingen verursachen fransige Wundränder und unnötige Verletzungen bei Pflanzen und erschweren uns die Arbeit.

Schnittarbeiten
Natürlich können Rosen, Obst- und Ziergehölze schon jetzt geschnitten werden, aber man verpasst auch nichts, wenn man es bis Februar oder März aufschiebt, wenn keine starken Fröste mehr zu erwarten sind, die durch frische Schnittwunden das Holz schädigen können.
Versuchen Sie doch mal, Ihre Sträucher durch Steckhölzer selbst zu vermehren! Wenn Sie z.B. Weide, Schneeball, Hasel oder Forsythie schneiden, können Sie gerade, junge Triebe, die schon verholzt sind, direkt in die Erde (oder noch besser: in den ausgedienten Sandkasten) stecken. Hier finden Sie ausführliche Tipps zur eigenen Vermehrung von Gehölzen: Vegetative Vermehrung von Obstgehölzen

Laub von Stauden, das zusammengefallen und weich auf dem Boden liegt, kann abgeschnitten und kompostiert werden. Haben Sie schon Stauden mit festen Stielen zurückgeschnitten, können Sie diese bündeln und an einem geschützten Ort senkrecht aufstellen. Marienkäfer und andere Insekten und Kleintiere finden dort Unterschlupf und sind im Frühling beim Auftreten der ersten Schädlinge direkt zur Stelle. Bei Stauden und Gräsern sollte man jetzt jedoch nicht ungeduldig werden, sondern der Natur noch diese Ruhephase gönnen. Unzählige Kleintiere überwintern in hohlen Stängeln und Grasbüscheln und möchten nicht gestört werden.

Gartenteich
Der Gartenteich darf sich noch etwas ausruhen, bis er wieder vor unbändigem Leben überquillt. Fische, doch auch viele Insekten, verharren unter Wasser oder in der schützenden Schlammschicht am Boden und wollen noch dort bleiben, bis es wirklich wärmer geworden ist. Sie benötigen jedoch Sauerstoff. Lassen Sie Ihren Teich nicht ganz zufrieren, sondern sorgen Sie vorher dafür, dass die Belüftung durch Bambusstangen, gerollte Schilfmatten oder auch durch einen schwimmenden Styroporring (Eisfreihalter) gewährleistet ist. Uferpflanzen mit stabilen Stängeln sollten aus diesem Grund stehen bleiben. Wasserpflanzen, die einziehen, werden vorher zurück geschnitten, denn organisches Material, das sich langsam zersetzt, kann für Sauerstoffknappheit sorgen. Haben Sie das versäumt, dürfen Sie das Eis auf keinen Fall aufhacken! Die dadurch entstehenden Druckwellen können Fische töten! Besser ist es, mit warmen Wasser vorsichtig ein Loch ins Eis zu schmelzen.

Futterhäuser und Nistkästen
Alle Gartenvögel freuen sich über gefüllte Futterstationen. Rotkehlchen und Amseln suchen sich ihr Futter lieber am Boden, sie sind dankbar für Haferflocken, Rosinen und weiche Äpfel.
Nistkästen können schon aufgehängt werden, sie werden gerne schon vor der Brutzeit inspiziert und zum Schlafen genutzt. Benutzte Nistkästen können nun ausgeleert und gereinigt werden, um sie von Flöhen, Milbe und anderen Parasiten zu befreien. Sie können die Kästen mit kochendem Wasser ausspülen und abbürsten. Lassen Sie sie an der Luft trocknen, bevor Sie sie wieder sicher an Ort und Stelle befestigen.

Gehölze schützen
Bei bestehenden Gehölzen kann der Stammschutz (Link auf Artikel setzen)kontrolliert oder erneuert werden, er schützt junge Hochstammbäume vor Frostrissen im Winter und zu starker Sonneneinstrahlung im Sommer.
Bei neu gepflanzten Gehölzen sollten wir vor allem nach stürmischen Tagen überprüfen, ob die Stützpfähle und Bindungen noch sicher halten. Hat der Frost die Wurzelballen angehoben, können sie vorsichtig wieder angetreten werden.
Auch der Schutz vor hungrigen Mäusen, Kaninchen und Rehen kann jetzt noch an den Stämmen angebracht werden, denn wenn sie unter der Schneedecke kein Futter mehr finden, können sie die Rinde junger Bäume so abschälen, dass sie sich nicht mehr davon erholen.

Winterschutz
Empfindliche oder frisch gesetzte Pflanzen benötigen noch ihren Winterschutz. An wärmeren Tagen können die Abdeckungen aus Vlies oder Jute mal gelüftet, aber noch nicht entfernt werden. Die Wintersonne ist bei frostigen Temperaturen gefährlich für immergrüne Pflanzen. Sie verdunsten Wasser, können aber durch den gefrorenen Boden nichts aufnehmen. Sie benötigen die Schattierung, damit sie keine Trockenschäden erleiden und sind an frostfreien Tagen dankbar für eine Wassergabe.
Vergessen Sie nicht die Knollen von Dahlien und Canna im Winterquartier! Sie dürfen weder komplett austrocknen, noch faulen oder schimmeln.

Jetzt ist Pflanzzeit!
Bei frostreiem Boden sollte jetzt unbedingt gepflanzt werden. Gehölze und Rosen sind noch in ihrer Ruhephase und bekommen jetzt noch einen besseren Start, als wenn man bis zur Frühjahrspflanzung wartet.
Manchmal finden sich auch noch übrig gebliebene Blumenzwiebeln, die im Herbst vergessen wurden. Sie können jetzt noch prima gesetzt werden, und blühen im Frühling dann einfach etwas später.
Es ist auch noch nicht zu spät für die Aussaat von Kaltkeimern- das sind Stauden und Sommerblumen, deren Samen zur Keimung einen Kältereiz benötigen. Beispiele und Anleitungen finden Sie hier:
Stauden aussäen
Kaltkeimer aussäen

Vorfreude ist die schönste Freude!
Bei allem Drang, draußen aktiv zu werden, eignet sich diese ruhige Jahreszeit, in der der Garten mal nur auf seine Strukturen reduziert vor einem liegt, vorzüglich zum Pläne schmieden und Kataloge durch zu stöbern. Welche Projekte möchten Sie dieses Jahr angehen, gibt es Gartenbereiche, die Sie umgestalten und anders nutzen möchten? Wie wäre es mit Teich anlegen, Weidentipi bauen, Totholz- oder Lesesteinhaufen anlegen, einen Schattenbaum an die Terrasse pflanzen, eine Hecke pflanzen, ein neues Staudenbeet anlegen, den Rosenbogen erneuern, Rankgerüste an Haus oder Garage anbringen? Jetzt ist genau die richtige Zeit zur Vorbereitung!


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